Morddrohungen gegen Ates
Weil eine Frau die Hauptrolle spielt, gibt es gegen eine Berliner Moschee eine Fatwa, die potenziell zum Tode verurteilt.

Am vergangenen Wochenende eröffnete in Berlin-Moabit die erste liberale Moschee Deutschlands. Das Besondere an dieser Moschee ist, dass sich hier Sunniten, Schiiten, Aleviten und Sufis gemeinsam zum Gebet versammeln. Türkische Medien versuchen nun diese Moschee als Gülen-Projekt zu diffamieren und damit in eine terroristische Ecke zu stellen.
Als Imamin, also als Vorbeterin oder Priesterin, spielt eine Frau die Hauptrolle. Für eine Reihe von Muslimen ist es offenbar anstößig, dass eine Frau gemeinsam mit einem Mann das Freitagsgebet leitet und auch homosexuelle Muslime und Muslimas sowie Gläubige anderer Religionen willkommen sind. Männer und Frauen beten gemeinsam, es gibt keinen Kopftuchzwang und auch die Imamin trug bei der Eröffnungszeremonie kein Kopftuch.
Die muslimische Zusammenkunft sorgt in der islamischen Welt für Aufruhr. Morddrohungen gegen Karakoyun und Ates ließen nicht lange auf sich warten. Eine hohe sunnitische Instanz schaltet sich ein, die Fatwa-Behörde Dar al-Ifta. Die Moscheegründung „sei ein Angriff auf den Islam“, lautet ihr Urteil. Dar al-Ifta ist quasi das jüngste Gericht. Und das meine ich ganz ohne Witz, denn die Fatwa kommt einem Todesurteil gleich.
Ates, die Anfeindungen in Deutschland gewohnt ist, spricht von einer neuen Dimension von Bedrohung. Dadurch, dass die Religionsbehörde in Ankara sie in die Nähe Gülens stellt, besteht auch Gefahr für ihre Familienangehörigen in der Türkei.
- Homepage Seyran Ates
- Süddeutsche Zeitung 16.06.2017
Seyran Ateş eröffnet liberale Moschee in Berlin - rbb-online 16.06.2017
Liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee eröffnet in Berlin - rbb-online 12.05.2017
Feministin Seyran Ateş gründet liberale Moschee in Berlin - Frankfurter Rundschau 21.06.2017
Eine Moschee fordert den Islam heraus - Süddeutsche Zeitung 22.06.2017
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