
Beim Streit zwischen Saudischen Königshaus und »Islamischen Staat« geht es vor allem um die Frage der legitimen Obrigkeit.
Jihadisten entscheiden nach strategischen Gesichtspunkten, wann es sich lohnt, beleidigt zu sein. Sie präsentieren sich als konsequente Vollstrecker von Regeln der Sharia, die auch von mit dem Westen verbündeten Regierungen propagiert werden.
Wer die ideologische Spur der Mörder von Paris verfolgt, landet in Saudi-Arabien. Am Mittwoch voriger Woche verurteilte das Königshaus pflichtgemäß den Terroranschlag, zwei Tage später wurde der Blogger Raif Badawi nach dem Freitagsgebet vor der al-Jafali-Moschee in Jeddah öffentlich ausgepeitscht.
Außer den Peitschenhieben muss Badawi umgerechnet 210.000 € Strafer zahlen und eine zehnjährige Haftstrafe absitzen. Er war Gründer einer Website liberaler Dissidenten und wurde wegen »Beleidigung des Islam« verurteilt.
Das Rechtssystem Saudi-Arabiens beruht auf dem Hanbalismus, einer der vier anerkannten sunnitisch Rechtsschulen, die auch die Grundlage des Salafismus, der Ideologie des sunnitischen Jihadismus ist. Die Mörder von Paris haben Regeln der Sharia vollstreckt, die in saudischen Schulen gelehrt werden, allerdings bestehen die Prediger des Regimes darauf, dass nur eine staatliche Autorität solche Strafen verhängen darf. Bei ihrem Streit mit den Jihadisten geht es vor allem um die Frage der legitimen Obrigkeit.
- Amnesty International zu Stockschlägen gegen Badawi – Online-Petition
- „Auspeitschung und kein Ende“ – tagesschau 16.01.2015